Salzburg ist für viele Dinge bekannt. Neben Mozart und den Festspielen sind es mittlerweile auch die vielen Touristen, die sich zwischen Mehlspeisen und Mozartkugeln durch die beschaulichen Gassen der Altstadt schieben. Denn Salzburg fasziniert – nicht nur durch seine reiche Geschichte, sondern vor allem durch sein pittoreskes Aussehen und seine einzigartige Atmosphäre.
Als jemand, der gerne abseits der Massen wandert und eine Stadt auch am liebsten für sich allein hätte, habe ich mich immer gefragt: Wann ist die wohl beste Zeit, um Salzburg einen Besuch abzustatten? Und ich würde untertreiben, wenn ich sage, dass mich die Antwort nicht überrascht hätte. Ein fetzblauer Himmel, die Salzach, die sich wie ein türkises Band durch die Stadt schlängelt und sanfte Berge, die in allen Farben des Herbstes leuchten: Salzburg im Oktober ist Balsam für Auge und Seele. Eigentlich ist es fast schon verwunderlich, dass zwischen dem Trubel der Festspiele und den beliebten Weihnachtsmärkten zwischen September und November eine Ruhe über der Stadt liegt, die sich bis in die kleinsten Gässchen ausbreitet.
Eine atemberaubende Anreise
Allein die Ankunft in der Stadt ist schon atemberaubend. Von München aus kommend überquere ich auf den letzten Metern vor dem Salzburger Hauptbahnhof eine Eisenbahnbrücke über die Salzach, die mir ein herrliches Panorama auf den Mönchsberg und die Festung Hohensalzburg beschert.
Als ich am Bahnhof ankomme und den Vorplatz betrete, wollte ich eigentlich meine Kopfhörer anschmeißen und den Weg zum Hotel mit guter Musik genießen. Nun, ein Blick rechterhand lässt mich erkennen, dass sich das nicht lohnen würde: Keine 50 Meter Fußmarsch vom Eingang des Hauptbahnhofs liegt das H+ Hotel Salzburg. Also kurz den Koffer abgestellt und sofort losmarschiert, um das herrliche Wetter zu genießen.
Salzburg entdecken
Das Schöne an Salzburg ist: In all seiner Pracht ist es wahnsinnig überschaubar. Und ganz ohne Reiseführer ist man eigentlich sehr gut damit bedient, sich von seiner eigenen Nase leiten zu lassen, um die schönsten Ecken der Stadt zu sehen.
Nur ca. zehn Gehminuten vom Bahnhof entfernt begrüßt mich das Schloss Mirabell. Das hat Erzbischof Wolf Dietrich (der sich für einen Großteil der Architektur in Salzburg verantwortlich zeigt) für seine Geliebte bauen lassen. Heute sitzt dort drin das Bürger- und Standesamt. Kein Wunder also, dass mir auf dem Weg durch die prächtig angelegten Gärten das ein oder andere verliebte Paar begegnet. Als ich über die Stiegen hinabgehe, stelle ich mir vor meinem geistigen Auge Julie Andrews vor, die auf exakt diesen Stufen die letzten Noten des Songs „Do-Re-Mi“ aus „The Sound of Music“ gesungen hat. Für Fans des Films aus dem Jahr 1965 ist Salzburg ohnehin ein Paradies, da ein großer Teil dort gedreht worden ist und sich die meisten Kulissen in den letzten 50 Jahren kaum gewandelt haben.
Aus dem Mirabellgarten lacht mich der Kapuzinerberg an, der mich mit seinem Farbenspiel dazu einlädt, ihm einen Besuch abzustatten. Und in dem Moment, als ich durch die Linzer Gasse spaziere und plötzlich die ersten Meter bergauf gehe, bin ich sehr dankbar für mein bequemes Schuhwerk. Es folgt ein für städtische Verhältnisse doch recht steiler Aufstieg, aber die zehn Minuten Anstrengung haben sich gelohnt: Gerade eben bin ich noch durch eine mit gusseisernen Schildern verzierte Fußgängerzone gelaufen, nun stehe ich auf einem Berg (nein, kein Hügel, es ist ein Berg, mitten in der Stadt, hier gibt es Bergziegen!) und Salzburg liegt mir zu Füßen.
Natur pur
Der Abstieg fällt etwas leichter und über den Mozartsteg überquere ich die Salzach, um einen kurzen Spaziergang durch die Altstadt zu machen. Vorbei am Dom, vorbei an Mozarts Geburtshaus durch die Getreidegasse, bereite ich mich auf den nächsten Aufstieg vor: Der Mönchsberg ist der zweite Stadtberg in Salzburg, der sich mit seinen Steilwänden an die Salzburger Altstadt schmiegt. Ich könnte diesmal auch per Aufzug nach oben, direkt durch den Berg auf das Plateau. Aber das könnte ich mit dem kleinen Bergsteiger in mir nicht vereinbaren, deshalb wähle ich erneut die Stufen. Hinter der Felsenreitschule schlängeln sich die Treppen an der Wand des Berges entlang. Oben angekommen beschließe ich, den Weg nach unten auf der anderen Seite anzutreten. Während ich die Stufen ins südlich vom Mönchsberg gelegene Nonntal hinabsteige, erhasche ich einen kurzen Blick auf das prächtige Bergpanorama, das sich in der untergehenden Herbstsonne von seiner besten Seite zeigt.
Salzburg im Herbst ist deshalb Gold wert, weil es wunderbar die schönsten Elemente von Stadt und Natur verbindet. Während man im belebten St. Andrä Viertel urbanen Flair genießt, spaziert man nur wenige Minuten entfernt davon durch die Hellbrunner Allee in absoluter Abgeschiedenheit durch Felder und Wälder und vergisst, dass man immer noch mitten in der Stadt ist. Und wenn mich doch noch einmal die volle Natur rufen sollte: Der traumhafte Mondsee mit seinem türkisfarbenen Wasser und den steilen Felswänden ist nur eine halbe Stunde entfernt. Doch das hebe ich mir für morgen auf.
In meinem Hotelzimmer stehend genieße ich die Lichter der Stadt, erneut zu meinen Füßen. Mit Vorfreude auf ein richtiges Salzburger Hotelfrühstück morgen früh, lasse ich mich nun nach nicht gerade wenigen städtischen Höhenmetern ins unglaublich bequeme Bett fallen. Vor dem Einschlafen klopfe ich mir stolz selbst nochmal auf die Schulter – meine Beine spüre ich nämlich nicht mehr. Und das ist ein sehr, sehr gutes Gefühl.
Kurztrip oder ausgedehnter Aufenthalt
Ich glaube, in Salzburg kann man einen Tag verbringen und alles sehen, aber auch eine Woche verbringen und noch längst nicht alles gesehen haben. Ich würde mich für Zweiteres entscheiden. Denn eines kann ich sicher sagen: In Salzburg könnte von mir aus das ganze Jahr über Herbst sein.